Grenzkrieg im Wiesenttal an der Burgruine Neideck?
Zwei Burgruinen stehen sich beim Ort Streitberg im Tal der Wiesent gegenüber: auf der Nordseite die Streitburg und südöstlich davon Burgruine Neideck. Letztere (Bild) gilt für die Fränkische Schweiz gar als eines der Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz. Und genau hier ging HINTERINDIEN.DE erstmals im Jahr 2003 der Frage nach, ob sich hier ein historischer Grenzkrieg ereignet hat.
Erwandern können Sie beide Ruinen ganz einfach vom Freibad-Parkplatz aus, der unten an der Wiesent und am Fuß der Ruine Neideck liegt – mitten im Tal. Erst durch den Ort Streitberg hoch zur Streitburg und dann wieder herüber und schräg hoch zur Ruine Neideck: So einfach ist diese Tour beschrieben. So kann untenstehend ein wenig auf die Geschichte der beiden Burgen eingegangen werden.
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Weitere InformationenInfo-Meile
Nr. 4
3 ½ km
2 Std.
Rundblick
Nein
Oberfranken
Fränkische Schweiz
Ja
Rundtour
Mittlerer Kraftaufwand
Die Anfahrt
Um den Startpunkt dieser Zwei-Ruinen-Tour zu erreichen, geben Sie in Ihr Navigationsgerät die Zieladresse „Am Freibad 7, 91346 Wiesenttal“ ein. Alternativ dazu empfiehlt Ihnen HINTERINDIEN.DE Google-Maps. Klicken Sie gleich hier direkt zu Google-Maps. Direkt am Freibad befindet sich ein großer Parkplatz, auf dem Sie Ihren Wagen parken können. Und von hier aus können Sie hinüber nach Streitberg und hoch zur Ruine sowie später hier auf dieser Tal-Seite hoch zur Ruine Neideck wandern.
Die beiden Ruinen und ihre Geschichte
Eine der alten Sagen, die wohl schon manche Großmutter in der Fränkischen Schweiz Ihren Enkeln an langen, dunklen Winterabenden erzählt hat, berichtet uns:
„Einst im dunklen Mittelalter lebte im Herzen der Fränkischen Schweiz, hoch über dem Tal der Wiesent, ein alter Ritter. Der hatte zwei Söhne, die bereits von Kindertagen an stets untereinander zerstritten waren.
Als nun der Ritter gestorben war, hinterließ er seinen beiden Söhnen sein Reich, das er unter ihnen in zwei Hälften aufteilte. So kam es, dass der erste Sohn die Burg Streitberg auf der einen Seite des Wiesent-Flusses errichtete und sein neidischer Bruder gleich gegenüber die Burg Neideck. So hatten sich die Brüder stets im Visier. Es folgten Jahrzehnte brüderlicher Streitigkeiten im Tal der Wiesent.
Bis zum heutigen Tage warnen uns die Ruinen beider Burgen vor Streit und Unnachgiebigkeit…“
Zunächst einmal berichten historische Urkunden von einem Walter (I.) de Stritberc um 1120 auf Burg Streitberg und einem Ministerialengeschlecht de Nidecche um 1219 auf Burg Neideck, die selbst jedoch erst um 1312 in alten Urkunden erscheint. Anders als in der oben erzählten Sage wechseln jedoch die Besitzrechte der beiden Burgen in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten ständig. So tritt bei beiden Burgen das Bistum Bamberg zeitweise als (Teil-)Besitzer auf. Zugleich hatten jedoch zeitweise auch die Ritter von Neideck (das Geschlecht von Schlüsselberg), die Bischöfe von Bamberg, das Bistum Würzburg und im 15. Jahrhundert sogar das Kloster Saalfeld in Thüringen Besitz- und Lehensrechte an der Burg Streitberg.
Eine strategisch wichtige Bedeutung kommt den beiden Burgen durch die Überwachung der wichtigen Geleitstraße von Erlangen-Baiersdorf nach Bayreuth-Kulmbach zu. Diese wichtige Verkehrsader, die das markgräfliche Ober- und Unterland miteinander verband, führte nur 50 Meter unterhalb der Mauern der Burg Streitberg vorbei. Natürlich entstand hieraus bei den Markgrafen von Kulmbach-Bayreuth das Interesse, die Festung in Besitz zu nehmen.
Ein entscheidender Vorteil zur Verwirklung der markgraflichen Interessen war die Tatsache, dass die Ritter von Streitberg (Bild) untereinander tief zerstritten waren. Auf keiner anderen fränkischen Burg wurden so viele Familienfehden ausgetragen wie auf Streitberg, worauf sich die Sage indirekt – wenn auch nicht ganz richt – bezieht. Trotz mehrerer Burgfrieden, die namhafte Vermittler von außen, wie zum Beispiel Graf Günther von Schwarzburg aus Thüringen, stifteten, flackerten die Fehden immer wieder neu auf. Und wo sich zwei streiten, freut sich bekanntlich der Dritte.
Diese Rolle nahm der Markgraf von Bayreuth dankbar ein. Nach einer Welle von wechselnden Besitzverhältnissen, Rachezügen und Vertreibungen auf Burg Streitberg, gelangte die Festung schließlich durch einen Anteils-Scheinverkauf Georgs III. am 15.11.1508 in die Hände des Markgrafen. Die übrigen Mitbesitzer des streitberger Rittergeschlechts sowie der Abt von Saalfeld wurden mit Geld abgefunden.
Die Burg Neideck als Bollwerk des Bamberger Bischofs:
Blicken wir nun auf die gegenüberliegende Burg Neideck. Ihr Name leitet sich nicht – wie vorschnell angenommen – von Neid und Missgunst ab, sondern vielmehr vom „niederen Eck“. Einige hundert Meter über der Burgruine sind am abfallenden Bergkamm weitere kleinere Wehranlagen vorhanden, die vormals das „obere Eck“ bildeten.
Neideck gelangte im Jahr 1275 in Teilbesitz Ulrichs V. von Schlüsselberg. 1312 erhob Konrad von Schlüsselberg die Burg zu seinem Hauptsitz. Nach dessen Tod ging Neideck sowie acht dazugehörige Ortschaften in das Eigentum des Hochstifts Bamberg über, das ein Amt mit Hochgericht schuf.
… und mittendrin die Wiesent. Heute erinnert die Burgruine Neideck noch daran.
Nun entstand tatsächlich eine Ausgangslage, die dem Inhalt der Sage – auf andere Art – erneut ein ganzes Stück näher kommt: Nun standen sich in den beiden Burgen beiderseits des Wiesent-Tals die Markgrafschaft Bayreuth und das Bistum Bamberg direkt gegenüber. In die folgenden Streitigkeiten zwischen den beiden Kontrahenten wurden sogar Kaiser und Papst mit hineingezogen. „Zwei Welten“ standen sich nun an der Wiesent Aug in Aug gegenüber, ähnlich wie wir es aus dem 20. Jahrhundert aus der Mitte Deutschlands her kennen.
Erst im Jahre 1538 fanden die Streitigkeiten um Streitberg und Neideck ihr Ende, als der Markgraf von Bayreuth den Bamberger Bischof mit der Ortschaft Küps im Landkreis Kronach entschädigte. Bischof Weigand übergab dem Markgrafen seinerseits offiziell den Sitz Streitberg mit dem Hochgerichtssprengel mit den acht dazu gehörigen Orten, allen untertänigen Bauern sowie das Patronatsrecht zu Muggendorf.
Die Summe der hier empfohlenen Wege zur Burgruine Streitberg und zur Burgruine Neideck beträgt etwa 3 ½ Kilometer, und verlangt von Ihnen nur bei den Anstiegen ein bisschen Kondition. Die von HINTERINDIEN.DE beschriebene Tour wird samt Besichtigungen etwa 2 Stunden dauern.